Traumatische Erlebnisse verarbeiten in der Pflege – 7 Tipps


Traumatische Erlebnisse im Pflegealltag verarbeiten: Mein Erste- Hilfe Kasten mit 7 erprobten Tipps

Im Pflegealltag kommen immer wieder Situationen vor, die ganz schwer zu verarbeiten sind. Meist ist das im Zusammenhang mit Tod, schweren Unfällen oder plötzlich schlechter werdender Gesundheitszustand von den zu Pflegenden. Dass wir das nicht so einfach verarbeiten können, ist auch klar. Deshalb gebe ich dir meine 7 Tipps mit, die ich selbst auch umsetze – das hat mir schon manches Mal den Hintern gerettet

Die 7 Tipps im Überblick:

1. Rede mit Kollegen, Freunden oder Familie

2. Schalte ab von der Arbeit

3. Gib dir Zeit zum Verarbeiten der traumatischen Erlebnisse

4. Gestalte deine Freizeit aktiv

5. Wahre professionelle Distanz

6. Hole dir Hilfe, um deine traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten

7. Nutze diese 2 Entspannungstechniken (Achtsamkeitsminuten, Meditation)



1.     Rede mit Kollegen, Freunden oder Familie

 

„Sich etwas von der Seele reden“ – heißt es ja nicht umsonst im Volksmund. Es ist wichtig, Notfälle, Unfälle oder andere lebensbedrohende Situationen vor allem im Team zu besprechen. Die Kollegen kennen die Situation, weil sie entweder selbst dabei waren oder den Pflegebericht gelesen haben. Oft hilft es schon, einfach nur über das Erlebte zu reden. Bei einem Nofall zum Beispiel kann es  dem eigenen Seelenheil gut tun, wenn die Situation im Team reflektiert wird – wenn du hörst, dass du alles gegeben und nichts falsch gemacht hast, hilft es dir, solche Situationen zu verarbeiten.

 

2.     Schalte ab von der Arbeit

 

Ganz ein wichtiger Punkt für dein gesamtes Berufsleben ist, die Gedanken an die Arbeit nicht mit nach Hause zu nehmen. Wenn sich die Tür hinter deiner Arbeitsstelle schließt, dann darfst du innerlich auch eine Tür zu machen. Das hilft dir, dass du  zuhause viel besser entspannen und abschalten kannst. Es ist wichtig, dass deine Freizeit deine Zeit für Erholung ist. Da sind Gedanken an die Arbeit sehr störend. Ziel in der Freizeit ist es ja, sich Energie zu holen!

 

3.     Gib dir Zeit zum Verarbeiten der traumatischen Erlebnisse


Einschneidende Erlebnisse wie Notfälle stecken wir nicht so einfach weg. Wir Pflegekräfte sind zwar mehr darauf geschult, wie jemand, der mit Pflege nichts zu tun hat - das heißt aber noch lange nicht, dass du Notfälle schon am gleichen Tag verarbeitet haben musst. Gib dir Zeit! Geduld ist das große Stichwort - und zwar die Geduld mit dir selbst. Verurteile dich auf keinen Fall, wenn du das Gefühl hast, dass das verarbeiten länger dauert. Keiner deiner Kollegen wird es dir krumm nehmen, wenn du noch öfter über die Situation sprechen möchtest. 

4.     Gestalte deine Freizeit aktiv

Nur auf dem Sofa zu liegen, gibt dem Grübeln ganz viel Raum. Wenn du dich stattdessen aber in der frischen Luft bewegst mit spazieren gehen zum Beispiel – bist du abgelenkt und kommst gar nicht in die Gefahr, dass du grübeln anfängst. Es ist ganz wichtig, dass du bei solchen Aktivitäten ganz den Moment lebst.

Ein schlauer buddhistischer Mönch hat einmal gesagt: „wenn ich gehe, gehe ich! Wenn ich esse, esse ich! Wenn ich schlafe, schlafe ich! Viele Menschen versuchen aber zu essen, während sie gehen und das ist gar nicht gut.“

Ich glaube das trifft es total! Genieße jeden Moment deiner Freizeit und vergeude ihn nicht mit Nachdenken. So bekommst du Energie – auch die Energie, um traumatische Erlebnisse verarbeiten zu können.

5.     Wahre professionelle Distanz

Ein zu nahes Verhältnis zu den zu Pflegenden ist für das verarbeiten von traumatischen Erlebnissen sehr hinderlich. Sicher ist es nur menschlich, wenn zum Beispiel in Pflegeheimen durch intensiven Kontakt ein nahes Verhältnis entsteht. Viele Pflegekräfte denken aber, dass sie nur Empathie zeigen können, wenn sie emotional sind. Das ist aber falsch. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass ich auch empathisch sein kann, wenn ich mich emotional distanziere. Eine gesunde Distanz ist wichtig, um eben nicht mitzuleiden – dann ist es etwas einfacher, mit einem Notfall bei dieser Person umzugehen.


6.     Hole dir Hilfe um deine traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten

In vielen Gesundheitseinrichtungen gibt es die Möglichkeit der Supervision. Das ist ein super Tool, um vor allem im Team traumatische Erlebnisse nochmals nach zu besprechen. Der Vorteil ist, dass ein unabhängiger Mentor dabei ist, und noch einmal ganz andere Sichtweisen aufzeigen kann.

Eine andere Möglichkeit ist es, sich selbst bei einem Psychologen Hilfe zu holen. Manchmal ist es einfach notwendig, mit jemand Außenstehenden zu reden. So kann man gut traumatische Erlebnisse verarbeiten. Die Psychologen sind ja auf genau das geschult. Gottseidank ist das immer weniger ein Tabuthema.


7.     Nutze diese 2 Entspannungstechniken

 - Achtsamkeitsminuten: Viele Menschen - inclusive mir - können mit Meditation nicht sehr viel anfangen. Aus eigener Erfahrung weiß ich aber, dass "Innehalten" zum Durchatmen sehr wichtig ist. Ein leichter Einstieg sind sogenannte Achtsamkeitsminuten. Ganz einfach ist das 1 Minute bewusstes Nichtstun. Du schließt die Augen und nimmst einfach 1 Minute lang mit all deinen Sinnen wahr: Wo sitze ich? Wie fühlt sich das an? Was höre ich? Was rieche ich?
Damit erreichst du, dass du ganz bei dir bist und die Gedanken nicht umherwandern. Dadurch entspannst du dich.

- Meditation: das ist im Prinzip eine erweiterte Achtsamkeitsminute. Meditationen gibt es aber auch geführt. Du hörst dir eine CD an und die Stimme leitet dich durch eine Fantasiereise. Oder sie leitet dich an, deinen ganzen Körper zu Scannen. Damit erreichst du eine länger andauernde Entspannung!

Fazit: Die Verarbeitung von traumatischen Erlebnissen ist sehr wichtig. Wir Menschen sind sehr verschieden. Du wirst nicht immer alles anwenden müssen. Nimm dir einfach die Tipps mit, die du brauchst. Wenn du weitere Erklärungen brauchst, dann melde dich gerne für ein kostenloses Erstgespräch.